11. Juli bis 10. August Independencia (Ayopaya) im Hochland von Bolivien
Die Kolpingsfamilie Hövelhof wurde gebeten, bei der Erweiterung einer Landschule in Bolivien durch einen Arbeitseinsatz sowie einer Geldspende zu helfen. Die Leiterin der Schule, Schwester Verena, gebürtig aus Bayern, hatte bei einem Besuch in Hövelhof von Arbeitseinsätzen unserer Kolpingsfamilie erfahren. Auf einer Informationsveranstaltung hatte Schwester Verena die Situation dieser bolivianischen Schule erklärt. In diese Schule gingen 700 Kinder, und der Platz war mittlerweile zu eng geworden, es reichte nicht einmal für ein Lehrerzimmer für die 15 Lehrer. Da bis zu 50 Kinder in einer Klasse waren, gab es vormittags sowie nachmittags Unterricht. Geleitet und unterstützt wurde diese Schule außerdem von der „Centro-Sozial-Station St. Bonifatio“. 90 Kinder beherbergt diese Sozialstation in der Woche, da der tägliche Schulweg teilweise bis zu 8 Stunden für manche Kinder entfernt liegt. Die Kolpingsfamilie stimmte dem Wunsch zu, einem Arbeitseinsatz zu organisieren und Geld zu spenden. Insgesamt meldeten sich 8 Frauen und 8 Männer, die meisten waren aus der Kolpingjugend, zu diesem Arbeitseinsatz vom 11. Juli bis 10. August 1991 an. Vom Verkauf des Hövelhofer Kalenders, Basaren und anderen Aktionen kamen insgesamt 10.000 DM an Geld zusammen. Die Reise begann mit Handwerkszeug im Gepäck von Düsseldorf über Casablanca, Rio de Janeiro und dann ins Pantanal nach Curumba. Von hier aus ging es über die Grenze nach Bolivien. Nach einer 18-stündigen Zugfahrt nach Santa Cruz und einer Busfahrt ging es nach Cochabamba. Mit einer Sonderbusfahrt ging es über eine Erd- und Lehmstraße 230 km weiter hoch über die Berge nach Independenzia. Hier wurden wir freundlich von Schwester Verena empfangen und in unsere Quartiere eingewiesen. Es waren Schulferien, und deshalb konnten wir in Unterkünften der Schüler schlafen. Unsere Geldspende von 10.000 DM haben wir Schwester Verena übergeben, damit konnte die Hälfte des Neubaus finanziert werden. Auf der Baustelle hatten 3 Bauarbeiter die Grundmauern gefertigt und waren bereits beim Mauern der Wände angefangen. Wir wurden eingewiesen, und es herrschte eine angenehme Arbeitsatmosphäre. Die Steine vor Ort waren aus Lehm mit Stroh und Wasser vermischt und dann getrocknet. Der Mörtel war ebenfalls aus Lehm. Wenn die Steine noch nicht ganz trocken sind, können sie 10-15kg schwer sein. Die Arbeit ging gut voran, und der Neubau war nach einer Woche gut vorangekommen. Da es kein Gerüst auf der Baustelle gab, musste man die Steine auf einer Leiter immer über Kopf bis nach oben hingeben. Um 18 Uhr war es sehr frisch und dunkel und Strom gab es auch keinen im ganzen Ort, aber in der Sozialstation gab es einen Generator. Wir befanden uns auf 2.700m Höhe. Die Lehrer luden uns am Wochenende zu einer Wanderung, die auf 4.000m Höhe ging, zu einem typischen bolivianisches Essen, welche zwei Pferde transportierten, ein. Da wir einen Spanischkurs vor unserer Reise besucht hatten konnten wir uns ein wenig mit unseren bolivianischen Freunden unterhalten. Während unseres Aufenthalts fand das alljährliche Fest des Schutzheiligen von Independicia statt. Dieses Fest hat uns mit seinen Tänzen und Musik sehr beeindruckt. Nach 3 Wochen schwerer Arbeit war der Anbau inkl. Dachkonstruktion fertig gestellt. Leider fehlten die Wellblechplatten für das Dach. Wir feierten ein kleines Richtfest und gleichzeitig ein kleines Abschiedsfest mit landestypischem Essen und selbstgebrautem Bier (Chicha) aus Mais. Schwester Verena bedankte sich bei der Gruppe nochmals für den Arbeitseinsatz sowie die Geldspende. Am Morgen der Abfahrt spielten Schüler für uns einige Musikstücke. Es war ein für uns Alle ein bewegender Abschied. Mit dem Bus ging es nach La Paz. Eine Tagestour führte uns zum Titicacasee in die Stadt Copacabana, und ein anderer Ausflug ging nach Tiahuanaco auf den Alti Plano, hier gab es das Sonnentor und viele andere Ausgrabungen zu sehen. In La Paz haben wir uns Museen und die Stadt angesehen. Nun ging es von La Paz über Sao Paulo, Casablanca, Amsterdam und mit dem Bus zurück nach Hövelhof. Für die ganze Gruppe waren es bewegende vier Wochen, die uns noch lange in guter Erinnerung geblieben waren.