11. Juli 2020
Finca el Paraiso – Das Wohngebäude wird renoviert:
Aktuelle Fotos (2020)
Die Geschichte (2000)
25. Mai 2020
Jürgen Westhof war von 1995 bis 2005 als Diözesanpriester in Nicaragua. Mehrfach hat er danach Reisen nach Nicaragua unternommen und pflegt über alles Medien, wie Telefon und Internet nach wie vor seine Kontakte in die Region Rio San Juan.
Pfarrer Jürgen Westhof, gebürtig aus Hövelhof – Leiter Pastoralverbund Bad Wildungen – Waldeck
Hier ein aktuelles Statement von Pfarrer Jürgen Westhof:
Am 5. März 2020 wollte ich ja nach Hövelhof kommen, um den Gottesdienst mit Ihnen zu feiern und vom Stand des Nicaragua-Projektes erzählen. Leider kam der Beginn der Corona-Krise dazwischen. Alle öffentlichen Veranstaltungen mussten verschoben werden, so auch mein Vortrag. Ich habe gehört, dass trotzdem eine Spendenaktion gestartet wurde. Dafür möchte ich mich herzlich bedanken! Ich hoffe, den Vortrag nachholen zu können.
Ich will kurz vom Verlauf der Corona-Krise in Nicaragua berichten. Man kann es so zusammenfassen: die sandinistische Regierung Ortegas tut so, als wäre Corona kein Problem in Nicaragua. Weiterhin, bis heute, veranstaltet die Partei Massenveranstaltungen und politische Märsche ohne jede Wahrung von Vorsichts- und Schutzmaßnahmen. Offizielle Zahlen von Erkrankten gibt es zwar, aber die Zahl der offiziell Infizierten wird (Stand heute, Mitte Mai) von der Regierung mit 25 angegeben. Die wirkliche Situation sieht aber anders aus. Inoffizielle Schätzungen gehen von ca. 1600 Infizierten aus. Nur ein Beispiel dafür, dass die Regierung mit allen Mittel versucht so zu tun, als wäre Corona ein Problem der „imperialistischen“ Staaten, aber nicht möglich im Sandinismus, ist folgende: eine Bekannte wurde in San Carlos ins Krankenhaus eingeliefert. Dort erkannte man Symptome von Corona. Zunächst wurde sie in ein Einzelzimmer gelegt, dann nahm man ihr das Handy weg (damit sie niemandem davon erzählen konnte) und brachte sie, gegen ihren Willen, nach Managua in eine andere Klinik. Das zeigt, dass man vor allem die Bevölkerung in Ruhe wiegen möchte und Infizierte isoliert, wegen des Virus, aber mindestens genauso, um Nachrichten zur Pandemie unterm Deckel zu halten. Die Toten, die man zugibt, starben nach Angaben der Regierung an „Lungenentzündung“. Es wird von Begräbnissen von an Corona Gestorbenen in Nacht-und-Nebel-Aktionen erzählt. Es sei eine gespenstische Stimmung im Lande, teilen mir meine Bekannten per Skype mit. Eine Bedrohung, von der mittlerweile jeder weiß, die von der Regierung mit allen Mitteln vertuscht wird.
Allen Verschwörungstheoretikern, die meinen, wir leben hier in Deutschland in einer Diktatur, möchte ich einen Blick nach Nicaragua empfehlen: dort ist wirklich eine Diktatur!
Viele Grüße und bleiben Sie gesund!
Jürgen Westhof
Die Teilnehmer vom Arbeitseinsatz berichten nach ihrer Rückkehr von beeindruckenden Begegnungen und Eindrücken in dem mittelamerikanischen Land Nicaragua:
Musterfarm: “Finca el Paraiso”
Die Kolpingsfamilie Hövelhof hat den aus Hövelhof stammenden Diözesanpriester Jürgen Westhof bereits mehrfach unterstützt. Im Rahmen einer Jahresaktion “Wir reden nicht nur – wir helfen” wurde im Jahr 2000 der Betrag von ca. 66.000 DM zur Verfügung gestellt. Damit wurde das Projekt einer Musterfarm “Finca el Paraiso” finanziert. Diese Finca hat das Ziel, den Menschen in der Region zu zeigen, dass Landwirtschaft auch ohne Brandrodung möglich ist. Bisher wurde je nach Bedarf immer wieder ein Stück Urwald durch Brandrodung für ein bis zwei Jahre zu Anbauflächen gemacht. Die ohnehin dünne Humusschicht wird jedoch nach nur kurzer Zeit durch das Oberflächenwasser fortgeschwemmt. Zurück bleibt unfruchtbares Land. Mit dem Projekt der Musterfarm wird auch eine Wiederaufforstung betrieben. Der Einsatz von Kompost und Gründünger wird ausprobiert und der Bevölkerung erklärt. Diese Musterfarm, auf der dauerhaft ein Agra-Ingenieur mit seiner Familie lebt, wurde zum Dreh- und Angelpunkt des Arbeitseinsatzes vom 7. Februar bis 8. März 2003.
Teilnehmer: Ansgar Thor, Anne Seitz, Andreas Poll, Markus Ringkamp, Martin Schürbrock und Ingo Dedermann (THW-Helfer mit Erfahrung im Brückenbau) Leitung: Konrad Reller
Am frühen Morgen des 7. Februar, nach Verabschiedung im Rathaus und dem Reisesegen, starteten die Teilnehmer über Düsseldorf nach Managua. Dort wartete schon Pater Jürgen Westhof. Zwei Tage durch Nicaragua: 300 Km mit Bus und Auto, dann mit dem Boot ca. 70 Km auf dem Rio San Juan, dann zu Fuß zur Finca El Paraiso.
- Projekt “Brückenbau”
Ein Teil der Gruppe machte sich am nächsten Tag auf den Weg. Es folgte ein Fußmarsch über 5 Stunden, das Gepäck wurde teilweise von Pferden getragen. Ziel war El Diamante am Rio Santa Cruz. Mitten durch das Dorf El Diamante geht der Fluss Rio Santa Cruz. In der Regenzeit schwillt der Fuß so stark an, dass die Kinder nicht mehr an das andere Ufer gelangen konnten. Die zum Brückenbau benötigten Seile wurden in Managua eingekauft, rund 750Kg. Mit einem Mietwagen wurde es nach San Carlos gebracht, von dort weiter mit dem Schiff bis zum Anleger, der zur Finca führt. Mit einem LKW wurden die Seile und das Zubehör dann zur Finca gebracht. Pater Jürgen Westhof hatte täglich eine halbe Stunde die Möglichkeit, über den örtlichen Lokalsender “Radio Regional” Nachrichten und Informationen an die Zuhörer in der Region Rio San Juan zu übermitteln. Da der Transport nur mit sehr vielen Maultieren und Pferden möglich war, bat der Pater die Bevölkerung um Mithilfe. Am folgenden Tag kamen 15 Pferde und die Begleiter zum Transport der Materialien nach El Diamante. Die beiden Tragseile waren jedoch zu schwer für den Transport mit Tieren, diese wurden auf Boote verladen. So ging es den Rio Santa Cruz stromaufwärts. Die Teilnehmer machten sich derweil mit dem Material auf den Weg nach El Diamante. Unter großer Mithilfe der Bevölkerung wurde die Brücke fertiggestellt.
Die Brücke trägt den Namen: “Puente para la educación” (Brücke für die Bildung) Dieser Name wurde deshalb ausgewählt, weil die Kinder nun das ganze Jahr darüber zur Schule gehen können. Unter großer Anteilnahme der Bevölkerung wurde die Brücke mit einem Gottesdienst vor Ort eingeweiht. Die Daten: Länge 60,3m Höhe 5m über dem normalen Wasserstand Breite 1, 2m Gewicht: ca. 2t
- Projekt “Brunnenbau”
Es gab aber noch ein Projekt, was schon in Deutschland monatelang vorbereitet wurde. An mehreren Stellen sollten Wasserpumpen installiert werden. Sauberes Wasser ist nur in den großen Städten vorhanden. In den Dörfern am Rio San Juan gibt es nur Oberflächenwasser und offene Brunnen. Brunnen, das sind in den ländlichen Gebieten in der Regel gegrabene Erdlöcher ohne seitliche Abstützung mit einer Tiefe von bis zu fünf Metern und einem Durchmesser von ungefähr einem Meter. Ein gefährliches Unternehmen einen solchen Brunnen zu graben, wiederholt sind Menschen dabei verschüttet worden. Oben auf dem Brunnen ist eine mehr oder weniger große Abdeckung aus Holz angebracht. Trotzdem kann in der Regenzeit Oberflächenwasser eindringen. Deshalb sind große Teile der Bevölkerung – vor allem die Kinder ständig krank. Hier Abhilfe zu schaffen, das war das Ziel. Das gesamte Material für die Wasserstationen wurde schon im Dezember mit einem Container nach Lateinamerika verschifft. Der Inhalt, sieben Wasserpumpen samt Zubehör wie Filter, Rohre und Muffen. Mehrere Versuche, einen Filter zu setzen, wurden abgebrochen, die Bodenverhältnisse waren sehr schwierig. In San Elena, in der Nähe des Nicaraguasees wurde ein neuer Versuch unternommen. Unter großer Anteilnahme der Dorfbewohner wurde das Bohrgestänge montiert und die Bohrung begonnen. Pater Westhof, der in der ganzen Region ein großes Vertrauen besitzt, erklärte den Anwesenden, wie und warum ein solches Loch in den Boden gemacht werden soll. Die Menschen sollen schließlich selber in der Lage sein, weitere Pumpen zu setzen. “Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten”, das ist schließlich der Grundsatz, unter dem die Arbeitseinsätze stattfinden. Nach mehreren Stunden Knochenarbeit war es dann soweit, die Pumpe samt Filter war montiert und das erste Wasser trat aus dem Auslaufrohr der Pumpe. War das eine Freude, wie viele unzählige Tage und Stunden hatten die Teilnehmer auf diesen Augenblick gewartet. Groß war die Freude auch bei den Dorfbewohnern, als sie das klare Wasser sahen. Nach diesem Erfolg wurde auch diese Arbeit mit einem Gottesdienst mit Pater Westhof eingeweiht und die Pumpe der Bevölkerung übergeben.